
Brasília ist die einzige Stadtgründung des 20. Jahrhunderts, die zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Die von 1956–1960 gebaute Idealstadt zählt mit ihren öffentlichen Bauten zu den Ikonen der Moderne. In diesem Kontext erarbeiteten die gmp Architekten mit schlaich bergermann und partner (sbp) für Castro Mello Arquitetos (São Paulo) den Entwurf des Nationalstadions Brasília. Es wurde an der Stelle des bisherigen Stadions Mané Garrincha errichtet. Eduardo Castro Mello zeichnet für die Planung der 72.000 Zuschauer fassenden Bowl verantwortlich; gmp und sbp erarbeiteten das Erscheinungsbild der Esplanade als charakteristischen „Stützenwald“ und ein zweischaliges Hängedach. Ziel des Entwurfs war eine der architekturhistorischen Bedeutung des Ortes angemessene Lösung mit klarem Bezug zur Tradition des Ortes und gleichzeitig als eigenständige, zeitgenössische Gestalt. Als größtes Gebäude der Stadt an der zentralen Achse Brasílias wurde die Komposition als kraftvoller Baukörper entwickelt, der sich schlüssig in den städtebaulichen Kontext einfügt. So ist die „Stadionschüssel“ von einer Esplanade umgeben, die alle Erschließungselemente beinhaltet und auf deren „Stützenwald“ das Dach liegt. Diese klare Geste wird durch eine reduzierte, fast archetypische Gestaltung der Bauteile unterstrichen – wesentliches Material ist Beton. Das kreisrunde Hängedach besitzt als zweischalige Struktur eine obere Lage aus PTFE-beschichtetem Glasfasergewebe, während die untere Membran aus hinterleuchtetem offenmaschigen Gewebe besteht.