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© Marcus Bredt
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Alsterschwimmhalle Hamburg

Als einer der größten Schalenbauten Europas ist die Schwimmhalle von Horst Niessen, Rolf Störmer, Walter Neuhäusser und Jörg Schlaich ein Wahrzeichen der Hamburger Nachkriegsmoderne. Das Betonschalendach aus zwei hyperbolischen Paraboloidschalen, die von drei Stützfüßen getragen werden, erinnerte die Hamburger:innen damals an die Oper in Sydney – und wird seitdem liebevoll Schwimmoper genannt.

Von 2020 bis 2023 wurde die Alsterschwimmhalle umfassend saniert, umgebaut und erweitert. Das spektakuläre Schalendach, der riesige Innenraum mit dem 50-Meter-Becken und die Glasfassaden wurden erhalten. Gleichzeitig wurden die Sporteinrichtungen erstmals zusammenhängend neugestaltet und um zeitgemäßen Angebote ergänzt. Unter dem Dach musste fast alles verändert werden, um dessen visionäre Geste aus den 1970er-Jahren unverändert erhalten zu können.

Schwimmhalle mit Tribüne, 1973     © Bäderland Hamburg

© Marcus Bredt

Marc Ziemons, Partner bei gmp, und Ingo Schütz, Projektleiter der Bäderland Hamburg, berichten von der Planung im Spannungsfeld zwischen Denkmalschutz und den Anforderungen an ein modernes Schwimmbad.

© Simon Hollmann

„Die Alsterschwimmhalle ist ein wahres Highlight technischer Baukunst, das vor allem durch die markante Dachkonstruktion zu einem Unikum für ganz Hamburg geworden ist. Ich freue mich sehr über die reibungslose und gelungene Instandsetzung, bei der sämtliche Planungs- und Abstimmungsprozesse mit Bäderland und gmp Architekten ganz vorbildlich geklappt haben und dieses wunderbare Baudenkmal aus dem Jahr 1973 weiterhin von den Hamburgerinnen und Hamburgern vollumfänglich genutzt werden kann.“

Dr. Anna Joss, Leiterin Denkmalschutzamt Hamburg

Grundriss EG: Altbau (schwarz) und Neubau (rot)     © gmp Architekten

Das 50-Meter-Becken, der 10-Meter-Sprungturm und der sogenannte „Fitness-Kubus“ an der Ostseite blieben mit wenigen Eingriffen erhalten. Die alte, kaum noch genutzte Tribüne neben dem Becken wurde hingegen abgebrochen, um Platz für ein neues, separates Sprungbecken zu schaffen. Auch der Ergänzungsbau im Norden wurde abgerissen und durch einen ein- beziehungsweise zweigeschossigen Neubau ersetzt. Dort entstanden ein neues 25-Meter-Schwimmbecken und ein Kursbecken, ein barrierefreier Eingangsbereich sowie Umkleiden, Fitness- und Saunabereiche. Insgesamt wurde die bisherige Wasserfläche um rund ein Viertel vergrößert, gut die Hälfte der gesamten Innenfläche wurde neu gebaut.

Wir begleiteten die Arbeiten auf der Baustelle ausführlich mit der Kamera.

Was war, was wird? Im Dezember 2020 führte unser Projektleiter Tim Leimbrock durch den Bestand und erläuterte die geplanten Maßnahmen.

© Simon Hollmann

Sandra Brosterhaus aus der Objektüberwachung erklärt im Mai 2021, was es mit dem Zugband auf sich hat, wie der Beton an den Fassaden saniert wird, warum die Glasfassade und die dahinterliegenden Dreipunktstützen ausgebaut werden müssen.

© Simon Hollmann

Christian Kleiner, Oberbauleiter der Objektüberwachung, erläuterte den Baufortschritt des Jahres 2022 auf der Baustelle.

© Simon Hollmann

Nikolaus Goetze, Executive Partner bei gmp, erläutert die städtebaulichen Zusammenhänge, was mit dem Grünraum um die Schwimmhalle passiert, und welche Rolle die Schwimmoper für den lokalen Breitensport spielt.

© Simon Hollmann

„Unsere Vision für den Bereich um die Schwimmhalle ist, dass er zu einem Park für Besucher:innen und Anwohnende wird. Sie könnten hier mit ihren Kindern picknicken, bevor sie schwimmen gehen oder Ball spielen. Wir wollen, dass dieser Park ein aktiver Nachbarschaftspark wird."

Nikolaus Goetze, Executive Partner, gmp

Das Schalendach

Auf einer Grundfläche von 4.500 Quadratmetern schwingt es sich – nur 8 Zentimeter dünn, von drei Diagonalstützen gehalten – an den Spitzen 24 Meter weit in die Höhe. Zwei der drei Stützenfundamente sind durch ein Zugband unterhalb des Schwimmbads verbunden. Mit Spannweiten von bis zu 96 Metern zählt das Dach bis heute zu den weltweit größten seiner Art. Dass die Schale auch nach 50 Jahren Nutzungszeit noch weitestgehend intakt war, spricht für die hohe Planungs- und Ausführungsqualität des Gebäudes.

Ansicht Süd mit Zugband     © gmp Architekten

Nach heutigen baurechtlichen Vorschriften dürfte das Schalendach so nicht mehr gebaut werden. Solange es aber nicht verändert wird, genießt es Bestandsschutz und steht inzwischen auch unter Denkmalschutz. Im Vorfeld der Sanierung entwickelten sbp und gmp ein Konzept, dass den Erhalt der Dachschale bei gleichzeitiger Modernisierung des Schwimmbades ermöglichte.

Im Februar 2023 berichtete Sven Plieninger, Partner bei sbp, wie die Ingenieur:innen von sbp sich dem großen Umbauprojekt genähert haben. Wichtig war ihnen wie uns, möglichst viel der Originalsubstanz zu erhalten.

© Simon Hollmann

Die große Herausforderung hinsichtlich der Statik bestand darin, Teile des alten Schwimmbades abzureißen und neu zu bauen, ohne dabei das bestehende Dach zu verändern oder durch die Bauarbeiten zu sehr zu erschüttern: So durfte das Zugband zwischen den Fundamenten nicht berührt werden und musste während der gesamten Bauarbeiten ständig überwacht werden. Bei zu großen Erschütterungen des Bandes wurde Alarm ausgelöst, und die Baustelle war sofort zu evakuieren, wie früher das Schwimmbad. Dies geschah während der Abrissarbeiten manchmal mehrfach am Tag.

In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz wurde eine neue Dämmung für das Dach festgelegt und ein Kathodisches-Korrosionsschutz-System (KKS) installliert, das das Dach mit Schwachstrom gegen Korrosionsschäden durch das aufsteigende Chlor, die hohe Luftfeuchtigkeit und warmen Temperaturen im Schwimmbad schützt. Um die originalen Aluminium-Fachwerkstützen der Glasfassade erhalten zu können, wurde statt der üblichen Dreifachverglasung, die für die alten Stützen zu schwer geworden wäre, eine Zweifachverglasung für die Glasfassade gewählt. Zudem entwickelten gmp, sbp und die Implenia Fassadentechnik ein neues, zulassungsfähiges Teleskop-Kolben-Auflager als beweglichen Anschlusspunkt zwischen Fassade und Dach, um die Schwingungen der Dachflächen ausgleichen zu können.

„Dass solche Bauwerke gepflegt und für die Zukunft erhalten werden, ist im höchsten Maße nachhaltig und leistet einen Beitrag zu einer lebendigen Baukultur.“

Sven Plieninger, Partner bei schlaich bergermann partner (sbp)

Die Technik

Im Technikkeller befinden sich die Wasseraufbereitungsanlagen, bestehend aus Schwallwasserbehältern, Filterbehältern, Pumpen, Rohrleitungen und Wärmetauscher für die insgesamt sechs Schwimmbecken. Unterhalb des Sprungbeckens liegt die Trinkwassererwärmung für das gesamte Schwimmbad.

Christian Kleiner, Oberbauleiter der Objektüberwachung, führt durch das Untergeschoss der Hamburger Alsterschwimmhalle und erläutert die technischen Anlagen.

© Simon Hollmann

Insgesamt 14 lüftungstechnische Anlagen sind in der Alsterschwimmhalle installiert. Allein die Sportschwimmhalle wird von vier Geräten mit jeweils 30.000 m³/h versorgt. Die Lüftungsgeräte sind circa sechs Meter hoch und wurden über den nördlichen Einbringschacht in Einzelteilen ins Gebäude transportiert. Im Keller wurden die Teile teils mithilfe von Gabelstaplern an die vorgegebenen Stellen gebracht und dort montiert.

Die gesamte Schwimmhalle wird über das Fernwärmenetz der Stadt Hamburg beheizt, bei dem der fossile Anteil der Wärmeversorgung gering ist. Sämtliche technischen Antriebe sind mit Frequenzumformern zur bedarfsgerechten Regelung ausgestattet, so dass sie möglichst wenig Strom verbrauchen. Außerdem haben alle Lüftungsanlagen eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung mit Wirkungsgraden von über 80 Prozent. Die Abwärme, die bei der Kühlung der Fitnessräume entsteht, wird genutzt, um die Schwimmhalle zu beheizen. Auch das nicht mehr benötigte Beckenwasser wird entwärmt und danach so weit aufbereitet, dass es in das Regenwassersiel eingeleitet werden kann. Neben den Lüftungsanlagen verbraucht auch die Wasseraufbereitung der einzelnen Schwimmbecken viel Energie. Deshalb kommen hier wassersparende Niederdruck-Filteranlagen zum Einsatz. Sie haben einen hohen Aufbereitungsgrad und bieten auch hinsichtlich der Hygienevorgaben Vorteile durch Mehrschichtfiltration.

Rückblick: Der Wettbewerb 1961

Doppelt gekrümmte Schalendachkonstruktionen waren in den 1960er- und 1970er-Jahren en vogue. Architektur- und Ingenieurbüros in West und Ost versuchten, sich mit immer gewagteren, noch weiter gespannten, noch materialsparenderen Konstruktionen zu überbieten. 1961 hatten die Hamburger Wasserwerke zum „öffentlichen Bauwettbewerb Hallenbad Sechslingspforte“ aufgerufen.

Architekt Jan Störmer blickte im August 2021 gemeinsam mit Volkwin Marg zurück auf den Wettbewerb für die Alsterschwimmhalle.

© Simon Hollmann

Sowohl Jan Störmers Vater, Rolf Störmer, hatte einen Entwurf eingereicht als auch die damaligen Studenten Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg. Von Gerkan und Marg kamen damals in die engere Wahl. Für den Entwurf der Alsterschwimmhalle brachte die Bauherrschaft ein kongeniales Team zusammen: Die Architekten Horst Niessen und Rolf Störmer, die im Wettbewerb noch ganz ohne Schalendach die ersten beiden Plätze belegt hatten, bildeten mit dem Schalenbauexperten Walter Neuhäuser eine Arbeitsgemeinschaft. Den Entwurf des nun gewünschten Schalendachs erarbeiteten sie zusammen mit den renommierten Ingenieuren Fritz Leonhardt und Wolfhardt Andrä, in deren Büro der noch junge Ingenieur Jörg Schlaich, später schlaich bergermann partner (sbp), federführend an der Ausarbeitung des Tragwerks beteiligt war.

Südwestperspektive     © ARGE Horst Niessen, Rolf Störmer / Bäderland Hamburg

Ansicht Süd     © ARGE Horst Niessen, Rolf Störmer / Bäderland Hamburg

Ansicht Ost     © ARGE Horst Niessen, Rolf Störmer / Bäderland Hamburg

Ansicht Nord     © ARGE Horst Niessen, Rolf Störmer / Bäderland Hamburg

Ansicht West     © ARGE Horst Niessen, Rolf Störmer / Bäderland Hamburg

Bauzeit 1968-1973     © Bäderland Hamburg

Bauzeit 1968-1973     © Bäderland Hamburg

Bauzeit 1968-1973     © Bäderland Hamburg

Bauzeit 1968-1973     © Bäderland Hamburg

Richtfest 1970     © Bäderland Hamburg

Einweihung, 20. Januar 1973     © Bäderland Hamburg

Schwimmhalle mit Tribüne, 1973     © Bäderland Hamburg

Schwimmhalle mit Tribüne und Sprungturm, 1973     © Bäderland Hamburg

„Wir haben alle Schalen gemacht in den 1960er-Jahren.
Schalenbau in Beton war das Modernste.“

Volkwin Marg, Gründungspartner, gmp

Bauherrschaft Bäderland Hamburg GmbH

Entwurf Horst Niessen, Rolf Störmer
Überarbeitung Walter Neuhäusser
Tragwerksplanung Jörg Schlaich für Leonhardt und Andrä

Umbau Volkwin Marg und Nikolaus Goetze mit Marc Ziemons
Projektleitung Gutachten Jan Blasko
Mitarbeit Gutachten Tim Leimbrock
Projektleitung Ausführung Tim Leimbrock, Jörn Ortmann
Mitarbeit Ausführung Karl-Heinz Behrendt, Peter Brändle, Heather Carlsen, Katharina Chlosta, Renata Dipper, Victoria Ebert, Nicole Flores, Martina Klostermann, Liselotte Knall, Lukas Kühn, Kristina Milani, Svetlana Normantovich, Thorben Oelke, Regine Saunders, Kostiantyn Savinskyi, Christine von der Schulenburg, Alexa Schmidbauer, Kerstin Steinfatt
Generalplanung Carsten Plog
Leitung Vertrags- und Baumanagement Karsten Schillings
Leitung AVA Torsten Hinz
Leitung Objektüberwachung Christian Kleiner
Mitarbeit Baumanagement Sandra Brosterhaus, Monica Franz, Katja Poschmann, Lucia Sanchez, Andreas Schulz, Som Phone Sysavanh, Simon Ulka, Julia Weinert-Nielsen
Tragwerksplanung schlaich bergermann partner (sbp)
Haustechnik/ TGA Eneratio GbR
Lichtplanung Conceptlicht GmbH
Bauphysik von Rekowski und Partner mbB (vRP)
Fassadenberatung DS-Plan GmbH
Brandschutz Ing. T. Wackermann GbR
Landschaftsplanung Lichtenstein Landschaftsarchitekten & Stadtplanung PartGmbB

Abbruch/ Erdarbeiten H.Ehlert & Söhne GmbH + Co.KG
Verbau Johann Heidorn GmbH + Co.KG
Raumgerüst Treichel Gerüstbau GmbH
Rohbau Gerhard Lühn GmbH + Co.KG
Betonsanierung Instakorr GmbH, Spritzbeton+Injektionstechnik GmbH
Betonrestaurierung Sichtbetonoberflächen AM restore
Fassade Implenia Fassadentechnik GmbH
Dachabdichtung Schmidt Bedachung Hamburg GmbH, Dach Schneider Weimar
Fliesen/ Platten Fliesen Lepping GmbH + Co.KG
Trockenbau Baierl + Demmelhuber Hoch- und Ausbau GmbH
Tischlerarbeiten FSL Ladenbau GmbH
Schlosserarbeiten Otto Metallbau
Malerarbeiten Thomas Möller GmbH
Restauratorische Arbeiten Nüthen Restaurierungen GmbH+Co.KG
Trennwandsysteme Schäfer Trennwandsysteme GmbH
Glastrennwände H + S Alubau GmbH
Abhangdecke Hyparschale Lindner SE
Holztüren Tischlerei Kirsch GmbH
Metalltüren Oltmanns Metallbau GmbH
Kalttauchbecken e.s.m. Edelstahl- Schwimmbad- und Metallbau GmbH
Sportboden/ Bodenbeläge Brandt Malermeister
Sportbodenbeschichtung TOP SPORT Sporthalleninnenausbau
Förderanlagen Hans Lutz Maschinenfabrik GmbH + Co.KG
Abwasser/ Wasser Quandt Haustechnik GmbH
Heizungstechnik Horst Jeske Sanitär- und Heizungsbau GmbH
Lüftungstechnik WISAG Gebäude- und Industrieservice Nord GmbH & Co. KG
Gebäudeautomation autech tesla automation GmbH
Elektrotechnik/ Beleuchtung Siegfried Nass GmbH
Baustrom Schulz Systemtechnik GmbH
Trafoanlagen WISAG Elektrotechnik Nord GmbH + Co.KG
Beschallung Alarm- und Sicherheitstechnik B.W. GmbH
Übertragungs-/Sicherheitstechnik Büchner Kommunikations-Netzwerke GmbH
Blitzschutz NDB Elektrotechnik GmbH+Co.KG
Küchentechnik Kneifel Großküchen- und Objekteinrichtungs GmbH+Co.KG
Schwimmbadtechnik Aquila Wasseraufbereitungstechnik GmbH
Brandschottungen svt Brandschutz GmbH
Außenanlagen Osbahr GmbH Garten- und Landschaftsbau
Saunabau Baum`s Holzteam GmbH
Schwimmbadeinrichtung Lausitzer Edelstahltechnik GmbH
Dampfbad Hilpert GmbH & Co KG
Bad-/Saunamöbel Gärtner Büro und Wohnen GmbH
Beschilderung Signtec Leit- u. Informationssysteme GmbH
Kassensystem Ticos Systems Deutschland GmbH